Moin Enrico!
was treibst du momentan im Loose Screw Hauptquartier in Dachau?
Aktuell stehen ein paar Projekte kurz vor der Vollendung. Yamaha MX360, BMW R9T Adventure Umbau und ein paar Hondas.
Auf Instagram kann man unterschiedlichste Custom-Umbauten bewundern. Wie lange gibt es deinen Workshop schon? Wie bist du dazu gekommen?
Die Werkstatt gibt es jetzt seit über sieben Jahren. Im Prinzip hat man das Hobby zum Beruf gemacht. Klingt immer sehr romantisch, ist aber auch hin und wieder hart, weil vieles manchmal auf der Strecke bleibt.
Der Begriff kommt aus der simplen Übersetzung: “Eine Schraube locker haben”. Denn egal ob du Modell-Eisenbahn baust, Spielkarten sammelst oder eben Custom-Bikes baust- für viele bist du nicht ganz dicht.
Was inspiriert dich? Wie entstehen deine Design-Ideen? Gibt es Künstler, Epochen oder andere Werkstätten, die dich besonders beeinflussen?
Puuh, gute Frage. Tatsächlich haben mich die El Solitarios und Shinya Kimura zu Beginn sehr inspiriert. Quasi immer das Verrückteste bauen, aber mit dem Anspruch, es am Ende auch legal in Deutschland fahren zu können.
Ich schau auch gerne nach Japan rüber, was die Szene dort immer rausholt aus dem Altmetall. Aber meistens kommen viele Ideen erst bei der Entstehung des Bikes.
Enrico Pauli ist das kreative Genie hinter Loose Screw – ein wahrer Meister seines Handwerks, insbesondere, wenn es um Fahrzeuge geht. Seine Leidenschaft gehört jedoch vor allem Motorrädern.
2,15’’ x 18’’ Alufelgen mit Edelstahlspeichen, Firestone Deluxe Reifen: Vorne 4,0 x 18 / hinten 4,5 x 18, Scheibenbremse gelocht, Bates Scheinwerfer gelb getönt, Lucas Flattrack Lenker, Tasterarmatur und LED-Lenkerendenblinker mit im Lenker verlegter Verkabelung, Motogadget Motoscope Tiny Tacho, Dekompressionshebel am Motorblock, Motorblock teillackiert, K&N Luftfilter, Rahmendreieck frei und gecleant, maßgefertigte Elektrikbox mit integriertem Zündschloss, Custom-Sitzbank mit Stickerei, Megaphone Endtopf. Wilbers Federbeine, kurzer Bratstyle Fender mit Linierung passend zum Tank, LED-Blinker hinten, Rücklicht mit integrierter Kennzeichenbeleuchtung
Fotos von Alex Dietrich
Was war dein Lieblings-Umbau und warum?
Ich glaube, das kann ich so nicht genau sagen. Mein erstes Bike (XS400) war ziemlich kreativ und verrückt. Aber auch skilltechnisch ganz am Anfang.
Danach kamen BSA und Ténéré. Unterschiedlicher könnten zwei Bikes auch nicht sein. Und trotzdem hab ich mit beiden schon so einiges erlebt. Die XT ist kein komplettes Custom-Bike, sondern ich habe nur ein paar Dinge verändert, die das Bike für mich nochmal besser gemacht haben – während bei der BSA nicht mehr viel Original geblieben ist. Fahren tu ich aber mit allen gerne, kommt halt immer ‚drauf an, wo man hin will.
Und mit dem BMW R9T Umbau hat sich auch nochmal einiges verändert in der Performance Sache.
Gibt es Teile von KEDO, die dir besonders gefallen oder geholfen haben?
KEDO hat mich immer unterstützt, gerade bei meinem XT Projekt und als ich damit durch Westafrika gefahren bin.
Dadurch, dass ich aber auch viele Kunden habe mit alten SRs und XTs, hab‘ ich die auch schon öfter mit Kedo Artikel ausgestattet. In erster Linie mit den Auspuffanlagen, aber auch schon mit dem E-Starter Kit. Oder eben mit Verbrauchsmaterial wie Bremsbeläge oder Kleinmaterial.
Originaltank mit Tankdeckel Eigenanfertigung aus einem Plymouth Kühlerdeckel und Lederband; vorne 19 Zoll Speiche, hinten 18 Zoll Speiche, Felgenring gepulvert; Rahmen gekürzt mit neuem Loop; Scheinwerfer und Rücklicht von Bates black; dock66 Fender mit eigener Lackierung; Leatherworx Sitzbank aus München; 340mm Hagon Dämpfer; Blinker vorne und hinten aus Trompetenmundstücken; Bleche für Seitenverkleidung angefertigt; Zündschlüssel Eigenanfertigung
Fotos von Alex Dietrich
Du warst 2023 mit einem Custom-Umbau von Blacktea beim Reload – ein Festival für Elektro-Motorräder. Was fasziniert dich mehr: Alte Retro Bikes oder innovative, moderne Motorräder?
Faszination Motorrad kennt keine Grenzen, würde ich mal sagen.
Ich finde im urbanen Bereich die Elektromobilität sehr ansprechend. Und ich nutzte ja auch mein E-Motorrad für Besorgungsfahrten in der Stadt. Als Fortbewegungsmittel eben. Weil es keinem Vergasermoped guttut, für fünf Kilometer angeschmissen zu werden.
ABER wenn ich den Kopf freikriegen will, dann komm ich nicht um die alten Verbrenner herum. Auch auf Reisen oder Langstrecken bleibe ich dann doch beim alten Eisen.
Pläne sind immer schnell gemacht, aber gehen ja doch nicht immer so auf und müssen angepasst werden. Ich entwickle immer wieder neue Teile für diverse Motorräder und hoffe natürlich, dass diese dann auch öfter auf den Straßen dieser Welt gesehen und gebraucht werden. Und das will ich auch gerne in Zukunft noch so machen.
Es steht noch eine Triumph Hardtail bei mir in der Garage, auf die ich richtig Lust habe. Aber wie immer, stellt man sein Zeug immer weiter hintenan.
Entweder stehst du in der Werkstatt oder heizt auf zwei Rädern durch die Welt. Wo geht es als nächstes hin? Und was war bisher dein Lieblings-Trip?
Also 2025 soll es definitiv mit dem Motorrad zum Nordkap gehen. Ich hoffe zusätzlich dazu noch auf ein paar Kurztrips in ein paar Nachbarländer.
Am meisten geprägt in Sachen Reisen hat mich die dreimonatige Tour durch Westafrika. Da habe ich entdeckt, wie ich eigentlich mit dem Motorrad reisen will.
Aber am Ende kommt es oftmals auch auf die Gesellschaft an. Du kannst am schönsten Ort der Welt sein, wenn du von Idioten umringt bist, dann ist es auch nichts. Da sind dann eher so ‘banale’ Reisen von Tirol bis zur Nordsee auch einfach ein gutes Abenteuer. Auch wenn man sich für die Reise die denkbar schlechtesten Rahmenbedingungen selbst auferlegt hat.
Komplett restauriert, von Motor bis Fahrwerk. Elektrik neu. Rahmen mit originaler Patina konserviert.
Im Mittelpunkt liegt der verrückte Paint-Job von vaim.me
Tank, Schutzbleche, Gabel und Seitendeckel im 80s Style.
Fotos von Alex Dietrich
Ich glaube, wenn ich jetzt eine Empfehlung für mein Bike aussprechen würde, könnt ihr euch vor Leserkritik nicht mehr retten….
Es gibt auf alle Fälle Bikes, die pflegeleichter sind als die 1VJ. Da hat sich Yamaha nicht mit Ruhm bekleckert bei dem Modell. Die Nachfolgerin ist da wesentlich besser, was die Technik angeht.
Ich habe mich aber für die 1VJ entschieden, weil sie für mich die optisch schönste Ténéré ist. Und ich weiß auch, wie ich mir helfen kann, wenn mal was ist.
Aber am Ende gibt es auch nicht DAS Reise-Bike. Es ist immer das, auf dem du dich wohlfühlst und das in der Garage steht.
Durch KEDO ist die Ersatzteilversorgung für viele klassische Yamaha Enduros gesichert. Welche Teile nimmst du immer mit?
Auf Reisen hab ich immer Kupplungszug, Gaszug, Kupplungsarmatur inklusive Hebel, Zündkerzen und ein paar Kupplungsscheiben mit.
Auf der Afrika-Reise dann zusätzlich noch eine CDI und Radlager. Am Ende geht ja auch immer das kaputt, was man nicht dabei hat.
Vielen Dank, Enrico.
Wir wünschen dir viel Erfolg bei den kommenden Projekten! Es wird sicher viel zu berichten geben.
Fotos von Martin Hass