Lyon Mitte Februar- Frankreich strömt zum Salon Du 2Roues.
Eine Zweirad Messe der Superlative. 150.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden bespielt. Hier dreht sich alles um Zweiräder. Für uns im Vordergrund die motorisierten Exemplare, aber auch Fahrrad-Freaks kommen in Lyon auf ihre Kosten. Auch die der Vintage-Fraktion. Stichwort: BMX!
Auch zu bestaunen: Neuigkeiten aus der Welt der Liegeräder, Lastenräder, Pedelecs.
Generaldirektor der Messe ist Jack Monchanin – Ein XT500 Sammler
Das Besondere an der Messe in Lyon ist die schier unendliche Größe. Neben den großen Herstellern haben auch die kleinen Clubs und Interessengemeinschaften, die Sammler und Werkstätten, die Reisenden und Sportler ihren Platz. Vintage ist ein Riesenthema.
So findet natürlich die Sammlung von Jack, der aus jedem Baujahr eine sauber restaurierte XT500 ausstellt, ihren Platz. Gleich neben dem Stand mit korsischen Spezialitäten. So kann man bei Raclette, Baguette und Bier den Blick über die Geschichte der XT schweifen lassen.
Hier die Version aus 1977. Die erste XT, die in großer Stückzahl und offiziell nach Europa kam. Später bei Sammlern nicht das beliebteste Tankdesign, heute aber umso begehrter, wenn es um Original-Lack geht. Die eigenwilligen Lenker-Blinker gibts natürlich auch bei uns. Unter 40372 im Webshop.
Auch sehr schön: Die XT500 des Jahres 1986. Mit Alutank und Goldfelge für viele Fahrer der Inbegriff der XT. Das Tankemblem in futuristischer Typografie, die Tankoberseite war in Mitternachtsblau lackiert. Die 500er hatte inzwischen Konkurenz aus dem eigenen Haus in Form der XT550 und auch XT600 bekommen. Da wollte Japan wohl wenigstens in Sachen Styling etwas frischer auftreten. Der Wechsel auf die 12 Volt Elektrik war 1986 sicher etwas wichtiger, aber weniger sichtbar.
Alle Varianten der XT500 auf einem Fleck. Für XT- Fans eine gute Gelegenheit, sich Details und Unterschiede genau anzuschauen. Vor allem, wenn es um die selteneren Jahrgänge geht. Eine 1976er steht heute nicht mehr jeden Samstag vor Louis oder der Eisdiele.
Die XT500S von 1988 ist ebenfalls eher selten in freier Wildbahn zu sehen. Hier sieht man deutlich, dass sich Yamaha bemüht hat, mit eigenwilligem Styling das restliche Material vor der Einstellung des Erfolgs-Modells zu verkaufen. Lampentöpfe aus anderen Modellreihen sind zu finden, oftmals auch rechteckige Blinker. Auffällig vor allem das Spiel mit den Oberflächen. Chrom an allen Ecken und Enden, wo vorher sportlich-funktionelle Schlichtheit war: Auspuff-Hitzeschutzbleche, Scheinwerfer, Armaturenhalter, Lampenkonsolen, Stoßdämpferfedern. Auch über die Lackierung wurde umgestyled. Der Tank wurde in Schwarz oder auch Blau lackiert, passend dazu die Plastikteile und der Kotflügel hinten. Die Gabelgleitrohre und Naben kamen poliert statt schwarz beschichtet.
Sehr besonders und besonders selten: Die XT500 von 1976.
So ging es los: Der große Einzylinder nach englischem Vorbild sollte wieder auf die Straße. Als Gegenentwurf zur Gigantomanie der immer größer werdenden Vier- und Sechszylinder. Man sieht deutlich Styling-Anleihen aus der Welt der DT-Zweitakter von Yamaha. Um ein Haar wäre Frankreichs Yamaha Importeur SONAUTO übrigens auf auf einer DT400 statt der XT500 in die Rallye Dakar gestartet. Yamaha war in den Siebzigern noch auf Zweitakttechnik abonniert, die DT400 war damals das Offroad-Flaggschiff. Aber der Spritbedarf hätte riesige Tanks notwendig gemacht und die Tanks der Viertakter waren schon an der Grenze des Machbaren.
Die XT war nach der XS650 erst die zweite erfolgreiche Viertakt-Konstruktion der Marke mit den Stimmgabeln. Welch gute Fügung für den Erfolg Yamahas im Offroad-Sektor. Für viele ist die XT die Mutter aller Viertakt-Enduros.
Als die Rallye Dakar mir großer Medienpräsenz über die Bildschirme flimmerte und auch die Zeitschriften die vielen Bilder aus der Wüste Senegals druckten, wurde auch das breite Publikum auf den Rallyesport aufmerksam. Alle TeilnehmerInnen waren sofort auch Helden und die eingesetzten Maschinen standen für Ausdauer, Leistungsfähigkeit und Kraft. Optimale Bedingungen für die Hersteller und deren Marketingaktivitäten. Von Aprilia bis Yamaha wurden optimierte Serienfahrzeuge ins Rennen geschickt. In Lyon kann man schöne Beispiele sehen. Moto Guzzi? Kawasaki? Zweitakter? Vierzylinder? Sind dabei.
Mit der XT500 um die Welt
Einer der kleineren Stände ist uns aufgefallen. Der von Frédérique Meunier und Philippe Cantet. Das reiselustige Paar ist ab 1990 zwei Jahre und 80.000 Kilometer um die Welt gefahren – zu zweit inklusive des kompletten Gepäcks. Auf der Rückfahrt war Frédérique schwanger, so musste auf die Durchquerung Afrikas verzichtet werden. Die beiden Weltenbummler kehrten quasi zu dritt nach Hause zurück. Wir sagen: Glückwunsch!
Seit der Rückkehr nach Frankreich wurde die treue 1977er XT weder geputzt noch restauriert. Man kann am Zustand jeden Kilometer, jede Meile ablesen. Diese Reise hat Frédérique und Philippe vor dreißig Jahren sehr geprägt; sie haben die komplette Geschichte in einem Buch auf 213 Seiten festgehalten. „Jusqu’au bout du rêve, deux ans autour du monde à moto“ heißt übersetzt: „Bis ans Ende des Traums, zwei Jahre mit dem Motorrad um die Welt“
Unser Tipp für alle, die französische Texte lesen können.
Vorwort von Éric de Seynes
ISBN: 979-10-699-7059-5
Allerlei selbst gebaute Gepäcklösungen sind noch heute an Philippes XT zu sehen. Für alle, die schon in den 80er und 90er Jahren mit kleinem Budget in der Welt unterwegs waren, ist die in Lyon ausgestellte Maschine eine Zeitkapsel. Patina und Eigenbau-Lösungen erzählen von den unzähligen Kilometern, lange vor GPS und Internet. Lange vor GS1250 und Profi-Trägern.
Eine gut bestückte und sehr informative Ausstellung haben die Ténéré Freunde Frankreich in Lyon aufgebaut. Wahrscheinlich war nur der Sand hier nicht echt. Uns ist erst mal die anständig genutzte XT500 aufgefallen. Hinter dem ersten Palmenzweig wurde es aber dann schlagartig blau. 550er und 600er im typischen Sonauto / Gauloises Outfit, T700 Rallye und Word Raid. Alle für den Wüstensport optimiert.
Auch an dieser 600er wurde alles angefasst und optimiert. Federwege länger, Sitzbank kürzer. Der Motor wurde auf Leistung und Ausdauer getunt, der Endtopf verspricht die große Freiheit für die Abgase. Leicht und schnell und ohne überflüssigen Ballast, aber mit etlichen Litern Sprit an Bord, kann es losgehen.
SONAUTO war der erste Yamaha Importeur in Frankreich und schickte 1979 die ersten XT500 ins Rennen nach Dakar. Rauchen war noch mächtig angesagt, Gauloises war Sponsor. Heute nicht mehr denkbar. Energy Drinks machen in der Wüste auch mehr Sinn.
Die Mitglieder der Ténéré Freunde Frankreich zeigen in der Ausstellung nicht nur die Geschichte der Yamahas im Rallye-Sport, sondern auch, womit man aktuell die Strecke in Angriff nimmt. Yamahas Allrounder, die T700 oder auch XTZ690 genannt, ist hier mehrfach mit allerlei Spezialanpassungen zu sehen. Wenn es um die optimale Kombination aus Leichtigkeit und Power geht, ist eine 550er eine gute Wahl. Der Rahmen ist leichter als der der XT500 und ein 600er Motor passt „plug and play“. Mit YZ- und 660er-Teilen komplettiert, fährt man sehr gut.
Wir haben sehr nette und höchst engagierte Menschen getroffen.
Chapeau!
Wirklich unglaublich, was die Organisatoren um Jack Monchanin zusammengetragen haben. Renngeschichte ohne Grenzen. Die Messe Lyon wird zum Museum für den Motorsport auf zwei Rädern. Der logistische Aufwand ist immens, aber der Effekt ist fantastisch. Allein die riesige Ausstellung historischer Rennkombis macht sprachlos.
Jährlich im Februar findet in der Gemeinde Le Touquet an der französischen Kanalküste ein gigantisches Strandrennen statt. Die Enduropale du Touquet. Dieses Rennen gilt als die größte Motorsportveranstaltung der Welt – weil bis zu 500.000 Zuschauer sich den Wettkampf der rund 2000 Starter anschauen. Im Salon Du 2Roues Lyon waren Beispiele der teilweise privat selbst gebauten Maschinen zu sehen. Auch hier ist geballter Einfallsreichtum zu bestaunen: Zweitakter, Vierzylinder – alles was im Sand nach vorne geht. Bis zu 200 Sachen haben die Fahrer drauf. Wer die 16 Kilometer lange Runde am häufigsten meistert, ist der Sieger. Wieder einmal war es Thierry Sabine, der diese Veranstaltung 1975 ins Leben gerufen hatte. Vier Jahre, bevor er mit der Organisation der Rallye Paris-Dakar berühmt wurde.
Da wird man selbst ganz gelb vor Neid. Eine riesige Suzuki RM Sammlung fantastisch präsentiert. Viele Jahrgänge, viele Größen – bereit zum Einsatz. Da werden selbst Yamaha Leute wie wir leicht nervös.
Nur einer der vielen Stände zum Thema „Stollenreifen in Rotation“
Hier gehts um Action im Dreck und um Freiheit und Abenteuer. Angekickt und los. Viele Jahrzehnte, viele Marken in vielen Ländern. Da kommt ganz schön was zusammen. In Lyon ist viel Platz. Es gibt unendlich viel zu sehen.
Plant für 2026 mal euren Besuch der „Salon Du 2Roues“ in Frankreich ein. Es ist für jeden etwas dabei. Man kehrt mit neuen Kontakten und Inspiration nach Hause zurück. Wir können diese Messe 150%ig empfehlen und danken den Machern, unseren Gastgebern und allen, die wir getroffen haben.