Wind und Wetter und viel Zeit haben der braven SR500 ordentlich zugesetzt.
Im Bild: Martin Terrey neben Dagmar Ströhle-Jensen und Ulrike Terrey vom Hospizdienst Eiderstedt
Ein Scheunenfund wäre sicher weniger korrodiert. Jetzt musste getan werden, was getan werden muss. Zerlegen. Putzen. Lackieren, Polieren oder Ersetzen und Entsorgen.
Jeder Handgriff lohnt sich hier in doppelter Hinsicht. Nach Fertigstellung wird ein amtliches Custombike versteigert werden können.
Der Erlös wird dem Hospizdienst Eiderstedt als Spende zukommen. Eine kolossal gute Sache, die KEDO gerne unterstützt.
Vor Ewigkeiten abgestellt und trotzdem eine Spitzenkandidatin.
Die besten Jahre sind schon lange vorbei. Damals war Falco noch in den Charts. Nun wurde es höchste Zeit, der braven SR500T wieder neues Leben einzuhauchen. Eine neue Bestimmung steht an. Wenn viele Anbauteile unrettbar verloren sind, lohnt es sich, über eine amtliche Umgestaltung nachzudenken.
Unter der geschundenen Oberfläche verbirgt sich ein Schatz. Dass sich hier jede Minute der Aufarbeitung lohnt, dafür sorgt KEDO mit einem prall gefüllten Webshop und fast 35 Jahren Erfahrung. Traut euch ran, wir haben die Teile.
Wenn die ersten Motorteile aufgearbeitet sind, boostet das die eigene Motivation ungemein. Ab jetzt gibt es kein zurück mehr. Die Phantasie hat ein GO.
Wie wir alle wissen, bevorratet der Rahmen der SR auch das Motoröl. Hier war eine eingehende Inspektion und Reinigung notwendig. Gründliches Spülen mit Petroleum oder Diesel löst den Ölschlamm. Das Sieb im Anschluss der Zuleitung muss gereinigt werden. Wer den frisch überholten Motor nicht gleich beim ersten Start schädigen will, sollte hier penibel sein.
Die Gabelstandrohre der SR500 rosten leider recht schnell, sind aber zum Glück neben den übrigen Verschleißteilen bei KEDO unter der Art.-Nr. 40330 zu haben. Gabelsimmerringe: Art.-Nr. 21006. So steht einem Neuaufbau der vorderen Radführung nichts im Wege.
Martin hat sich auch der Räder selbst angenommen. Alles nicht so schwierig. Speichensätze in Edelstahl für die SR500T: Art.-Nr. 30609 für das wunderschöne Vorderrad mit Duplex-Trommel, Art. 30501 für das Hinterrad. Nach ein paar kurzweiligen Stunden des Polierens und Zentrierens ist das Erfolgserlebnis da. Selbstverständlich haben wir auch die Lager und Simmerringe der Naben. Alles neu.
Danke, dass wir dein Projekt unterstützen und zeigen dürfen. Was ist Deine Motivation, Motorräder zu restaurieren?
Martin Terrey: Irgendwie tun mir solche vernachlässigten Motorräder leid. Und ich sehe darin oft, was man daraus machen könnte. Und dass die Maschinen wieder auf die Straße gehören, um jemanden glücklich zu machen. Wobei ich ja im strengen Sinne nicht restauriere, sondern die Motorräder aufarbeite und dabei meistens nach meinen Vorstellungen umarbeite. Zumindest, wenn es meine eigenen sind.
„Ich habe halt ein großes, öliges Herz.“
Wie bist Du auf das Dornröschen gestoßen?
Martin: Wir haben uns quasi bei der Arbeit getroffen. Beruflich warte ich biologische Kleinkläranlagen. Das sind kleine Abwasseranlagen, zumeist für einzelne Haushalte. Und da komme ich eben im ganzen Norden rum, größtenteils nördlich des Nord-Ostsee-Kanals. Bei einem Kunden in Dithmarschen, bei dem ich alle zwei Jahre den Klärteich kontrolliere, stand neben anderen Motorrädern eben auch das Dornröschen im Garten rum. Und wie das so ist, „Boy meets Bike“ usw, fragte ich ihn, ob er die geschundene SR noch braucht. Etwa acht Jahre lang habe ich ihn regelmäßig gefragt. Und vor zwei Jahren hatte ich ihn dann soweit. Der Efeu begann inzwischen Besitz zu ergreifen von Dornröschen.
Der Preis: Ein wenig Geld plus zwei Nachmittage Hilfe, bei seiner Kawa Vulcan den Motor zu wechseln. Sowas kann ich. Dafür gab es dann Dornröschen plus eine zweite SR in Teilen und einen zusätzlichen Motor. Und diversen Kleinkram. Man kennt diese Kisten. Alles in leicht angefressenem Zustand aus einem feuchten, ehemaligen Stall. Eine SR mit einem Rahmen aus diesem Fundus ist schon entstanden. Ich nenne sie „Sternenkreuzer“. Der Sternenkreuzer ist fast serienmäßig auf der Straße – bis auf Hubraum, Vergaser, Nockenwelle und der Doppelscheibenbremse vorne.
Die Bilder hat Martin Terrey gemacht.
Wie kamst Du auf die Idee, das Projekt als Unterstützung des Hospizdienstes zu starten?
Martin: Dornröschen hatte ich schon vorher angefangen zu bauen und begonnen, dies im Caferacer-Forum zu posten. Das Projekt läuft da unter dem Titel “Kernschrott aus Dithmarschen“. Ich hatte schon von einigen Aktionen gelesen, bei denen Motorräder für einen guten Zweck aufgebaut und versteigert werden. Während ein paar Ferientagen auf Römö im letzten Herbst kaufte ich in einem Laden eine Ausgabe der „Custombike“, in der ein Projekt für das Hamburger Kinderhospiz „Sternenbrücke“ beschrieben wurde. Ein sehr schöner, sehr professionell gemachter Bobber.
Meine Ulrike macht ehrenamtlich ambulante Sterbebegleitung beim Hospizdienst Eiderstedt. Und da kam der Gedanke auf. Das Dornröschen wurde so relativ spontan zum Charity-Projekt.
Was reizt Dich am Scrambler Stil, den Du anstrebst?
Martin: Anfangs eigentlich nicht sehr viel. Meine Welt sind eher die Stummellenker, auch damals, als ich noch auf einem XS 650 Gespann unterwegs war. Ursprünglich dachte ich mir: Die Trommelbremse ist ja nicht so dolle, Enduroreifen hast Du auch noch nie gekauft – machen wir halt mal ganz was anderes. Wenn ich es doof finde, kommt es bei mobile.de rein. Falsch gedacht.
Nun wird es natürlich etwas viel Besseres und soll versteigert werden.
Was war die größte Herausforderung bei der Rettung der SR500T?
Martin: So richtig große Herausforderungen gab es eigentlich nicht. Es war natürlich bitter zu sehen, was da an dem Motorrad herumgepfuscht wurde und wie die Teile der zerlegten SR unter der Lagerung gelitten hatten. Eine durchgegammelte Alufelge muss man erstmal hinbekommen.
Auch die mit der Flex zerlegte Lichtmaschine war ein Highlight. Beim Schrauben war das Einspeichen der Räder das, was mich am meisten gefordert hat. Weil ich es noch nie gemacht habe. Und vielleicht der Bau der Sitzbank-Grundplatte. Aber mit Ruhe und Sorgfalt bekommt man an der SR eigentlich alles hin.
Wer hat noch zum Projekt beigetragen?
Martin: Als ich im Forum schrieb, dass das Scrambler-Projekt vom „Halbtroll“ nun zu etwas Wohltätigem wird, kam gleich der Erste mit: „Gib mal Deine Kontonummer“. Und nach der Veröffentlichung des ersten YouTube-Videos haben auch zwei Kunden von mir etwas gespendet. So sind schon ein paar Hunderter zusammengekommen. Von einem kam eine Batterie, vom anderen Vergaser und Schutzbleche, einer hat diesen tollen Kanister mit Campingausstattung beigesteuert, einer hat das Motorgehäuse geschweißt, einer bezieht die Sitzbank auf der Eigenbau-Grundplatte. Und natürlich Ihr, die Firma KEDO. Diese unaufgeforderte Hilfe und Zuwendung von so vielen Seiten macht mich immer noch ganz sprachlos und demütig. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet.
Was schwebt Dir als nächstes Projekt so vor?
Martin: Als nächster Schritt steht das Abarbeiten meines Teile-Fundus an:
Eventuell der Aufbau einer 2J4 im 79er Serienzustand … oder wieder als Caferacer…
Ich habe auch noch das Rolling Chassis von meinem Rennstreckenprojekt, der Sushialdente. Könnte ich mal angehen. Mein TÜV-Prüfer sagte, dass ich das, je nach Alter des Rahmens, zulassungsfähig bekommen könnte. Mal gucken.
Ein Rahmen einer XT500 schwirrt auch irgendwo noch rum, außerdem 1 ½ Honda CB 250 RS.
So die ganz großen Träume habe ich nicht; habe kürzlich meinen Rentenbescheid bekommen.
Im Bild: Martin Terrey neben Dagmar Ströhle-Jensen und Ulrike Terrey vom Hospizdienst Eiderstedt.
Wer möglichst viele Schritte im Restaurierungsprozess selbst machen will, sollte vor Schmutz und neuen Herausforderungen keine Angst haben.
Am Ende soll alles toll aussehen und auch perfekt funktionieren.
Wenn man den vermeintlichen Schrott erstmal sortiert und die guten Teile durchpoliert hat, ist die Motivation schon extrem gesteigert.
Gebraucht wird: Ein gutes Handbuch, die richtigen Explosionszeichnungen und den Mut, um Rat zu fragen. Und schon kann es losgehen.
Im KEDO Webshop gibts die Teile.
Dank der großen Stückzahl an verkauften SR500 ist auch die Versorgung mit Gebrauchtteilen gesichert. So können aus drei verrosteten SR wieder zwei Daily Rides werden.
Das finden wir gut und unterstützen es täglich mit unserer Arbeit.
Welche Arbeiten machst Du selbst, wo nimmst Du Hilfe anderer in Anspruch?
Martin: Die Jungs aus dem Caferacer-Forum waren eine Riesenhilfe. Folgende Arbeiten habe ich dankbar abgegeben:
Zylinderbohren und Honen.
Schweißen des Motorgehäuses – großer Dank an Andreas aus dem Forum.
Der Vergaser ist eine Spende von Christian und wurde perfekt aufgearbeitet von Ralle.
Der 3D-Druck der Tankembleme kam von Thilo. Die Sitzbank hat Philip aus Österreich bezogen.
Ansonsten mache ich alles selbst.
Wie wichtig ist Dir die Schraubergemeinschaft?
Martin: Die Unterstützung aus dem Forum mit Rat und Kritik hilft mir sehr. Ich bin eigentlich eher so der Einzelgänger und -Schrauber. Ich musste im Laufe dieses Projektes erstmal lernen, Hilfe anzunehmen. Ich habe in meinem eigenen überschaubaren Freundes- und Bekanntenkreis niemanden, der schraubt.
Was die SR500 zum Kult-Motorrad gemacht hat, kann man auch bei unseren Freunden von www.nippon-classic.de nachlesen. Die Geschichte unseres Lieblings-Eintopfes ist hier sehr gut festgehalten.
Die einfache Konstruktion, die Vielseitigkeit und die zeitlose Erscheinung haben die SR500 unsterblich gemacht. Kein Motor wurde jemals so gut dokumentiert. Jedes Problem wurde schon einmal gelöst. Schwarmwissen, wie im Bucheli-Projekt, ist eine Riesenhilfe für alle Anfänger und auch alte Hasen.
Die Ersatzteilversorgung ist im Vergleich zu anderen Youngtimern wirklich spitzenmäßig. Nicht zuletzt auch durch den guten Gebrauchtteilemarkt und natürlich auch www.kedo.de
Unser Webshop ist Quelle Nr.1 bei jeder SR Restaurierung. Wir sind ständig auf der Jagd nach nötigen Ersatzteilen, sinnvollem Zubehör und bieten in unserer Werkstatt auch fundierten Service zu Vergaser, Motor und Fahrwerk. Fragen? Probleme? Ruft uns an, schreibt uns an info@kedo.de
Traut euch ran. Rettet eine SR500 oder XT500 und fahrt einfach los.
WARUM DAS ALLES?
Wer nach Inspiration zum Thema „Einfach losfahren“ sucht, dem empfehlen wir gerne einige Klassiker, die manche von uns schon vor Jahrzehnten zu zwanghaften Motorrad-Enthusiasten haben werden lassen:
Den Dokumentarfilm „On any Sunday“ von Bruce Brown aus 1971 und das Buch „Jupiters Fahrt“ von Ted Simon, der Anfang der Siebziger Jahre den Globus auf dem Motorrad umrundet hat. Auch und besonders inspirierend: Das Buch „Lone Rider: The First British Woman to Motorcycle Around the World“ der motorradreisenden Britin Elspeth Beard.
Es steckt viel Philosophisches im Leben mit dem Motorrad.