Smellofgasoline aka Leona hat mit dem Team KEDO Tunesien erkundet. Mit Staub im Gesicht, dem Geruch von Benzin in der Luft und einem Herzschlag im Takt des Motors lebt @smellofgasoline für Abenteuer auf zwei Rädern.
Ob auf Offroad-Pisten, kurvigen Landstraßen oder am Schrauben in der Werkstatt – sie teilt ihre Leidenschaft für Motorräder authentisch und ungefiltert, immer mit dem Ziel, andere für das Leben mit Motorrad zu begeistern.
Foto von @hass.moto
So abgedroschen das klingen mag, Motorradfahren bedeutet für mich Freiheit. Nicht unbedingt im „Wind in den Haaren und den Highway unter den Reifen“-Sinne, auch wenn das Gefühl auch mal vorkommen mag, sondern eher in der Art und Weise, dass ich auf dem Motorrad wirklich Zeit für mich habe. Selbst wenn ich nur Erledigungen mache oder mit dem Motorrad von A nach B fahre, entscheide ich mich doch bewusst mit der Wahl des Zweirads, gegen eine Art unterwegs zu sein, bei der ich nebenbei noch andere Dinge erledigen könnte. Auf dem Bike kann ich weder nebenbei essen noch E-Mails beantworten oder lesen. Wenn ich mich fürs Motorrad entscheide, entscheide ich mich ganz bewusst fürs Motorrad. Besonders schön ist es, wenn ich mit dem Motorrad auf Tour bin. Mehrere Tage einfach sein. Sein und genießen.
Die Begeisterung für Motorräder war bei mir schon immer da. Ich fand sie schon immer anziehend und wollte auch schon, solange ich mich erinnern kann, unbedingt Motorradfahren. Dennoch gab es sicherlich einige Dinge, die meinen Weg hin zum Motorrad beeinflusst haben. Als ich geboren wurde, hat mein Vater einen Beiwagen an sein damaliges Motorrad anbauen lassen, sodass ich direkt als Baby schon mitfahren konnte. Im Beiwagen sitzen fand ich allerdings nie sonderlich spannend. Mittlerweile hätte ich schon mal Lust, das im Gelände oder auf der Rennstrecke richtig zu probieren. In meiner Grundschulklasse waren dann zwei Jungs, die Trial und ein bisschen Motocross gefahren sind. Das fand ich damals schon unheimlich cool und hätte das sehr gerne auch gemacht. Als Teenie kam ich dann mit einem von den Jungs von damals zusammen und war mit ihm auf verschiedensten Motorradveranstaltungen dabei. Zu der Zeit habe ich lernen dürfen, wie wundervoll diese Community ist.
Wie bist du dazu gekommen, mit dem Motorrad zu verreisen? Was waren deine größten Sorgen? Worauf hast du dich am meisten gefreut?
Der Grund für meine erste größere Reise mit dem Motorrad war Berger. Beziehungsweise eigentlich sein 60ster Geburtstag, zu dem wir ihm eine Rallye in Tunesien geschenkt haben – und dann ja auch irgendwie mit mussten. So ging es für mich mit minimaler Offroad-Erfahrung nach Tunesien. Sorgen hatte ich an allen Enden… Die erste Reise mit dem Motorrad… Was muss ich mitnehmen, packt mein Bike das, reichen meine Fahrkünste, welches sind die richtigen Reifen… und dann dazu auch noch im Gelände unterwegs sein. Ich konnte vor der Reise nicht mal im Stehen fahren und war, bis auf ein paar Stunden beim Haselrodeo, noch nie auf etwas anderem als Asphalt gefahren. Ich habe mich aber sehr darauf gefreut, ganz viel Motorrad zu fahren, mir neue Fähigkeiten anzueignen und ein neues Land kennenzulernen.
Bei den ersten Kurven musste ich mich schon erstmal langsam herantasten. Das war nach Anreise bedingten nur 1 1/2h Schlaf auf einem brandneuen, unbekannten Bike kurz herausfordernd. Schnell hat es aber einfach sehr viel Spaß gemacht und es war schön zu merken, wie ich immer routinierter wurde.
Und dann zum krönenden Abschluss: Club of Newchurch. Wie war dein erster Eindruck, als du in Neukirchen angekommen bist?
Es war supercool zu sehen, wie sich das Dorf Neukirchen in den fünf Tagen die wir in den Alpen unterwegs waren, in “Newchurch” verwandelt hat. Ein Bergdorf, das plötzlich ein buntes, trubeliges Motorradfestival ist. Zeit mit alten und neuen Freunden verbringen, das Wetter genießen, feiern und Bikes anschauen – da gibt es wenig Schöneres!
Wie erlebst du die Motorradszene als Frau? Hat sich da in deinen Augen in den letzten Jahren was verändert? Wird es bunter, diverser, zugänglicher?
Grundsätzlich war ich von Anfang an immer von vielen tollen, starken Frauen umgeben, die mir das Gefühl gegeben haben, willkommen und genau richtig in dieser Szene zu sein. Grundsätzlich gibt es aber immer noch ein großes Problem damit, dass Frauen oft nicht ernst und für voll genommen werden und sexistische oder herablassende Sprüche fallen. Das kann die Stimmung schnell mal vermiesen, aber davon lasse ich mir die Freude am Motorradfahren nicht nehmen.
20 Jahre Club-Spirit, Custom-Culture und Community – und ein Abschied, der alles andere als leise war.
Drei Tage lang gabs Musik, Festivalstimmung, gute Gespräche – und natürlich das legendäre ROKKER RACE.
Foto von @hass.moto
Mein erstes Motorrad, meine Honda NX650, war direkt ein Volltreffer. Ich liebe dieses Bike nach wie vor und habe mit ihr alles gelernt, was ich über alte Motorräder weiß. Alte Motorräder riechen einfach so schön nach Benzin – deshalb nenne ich mich in sozialen Netzwerken auch Smell of Gasoline.
Ich schraube selbst und das auch gerne. Es ist einfach ein tolles Gefühl, etwas das kaputt war selbst wieder repariert zu haben. Bei Dingen, die neu für mich sind, wie mein Motorschaden vor zwei Jahren, freue ich mich aber auch, wenn Freunde mit entsprechendem Fachwissen dabei sitzen und ich Fragen stellen kann.
Du schraubst ab und zu mit Freunden – was ist für dich das Schönste an dieser Zeit in der Werkstatt? Und: Was war bisher dein größter Aha-Moment beim Schrauben?
Wie oben schon gesagt, ist es einfach toll, Dinge wieder gangbar zu machen. Alles, was das Bike hübscher und besser macht, ist natürlich noch schöner. Dann muss nicht erst etwas kaputt sein und im besten Fall ist das Bike nach dem Schrauben einfach noch viel toller als eh schon. Mein coolstes Erlebnis war, den Motor einmal zu zerlegen, nach der Reparatur wieder zusammenzusetzen und dann zu merken, dass er wieder funktioniert.
Gibt es eine Motorradreise, die du unbedingt noch realisieren willst?
In Marokko würde ich unglaublich gerne mal fahren. Und im Balkan. Länder, in denen man richtig toll Offroad fahren kann, mit wunderschönen Landschaften, die Kulturen und die Menschen zu erleben.
Du sagst, du willst Frauen dazu ermutigen, selbst aufs Bike zu steigen – was wünschst du dir konkret von der Szene, damit das besser gelingt?
Es braucht Frauen als Vorbilder, so wie ich sie hatte. Frauen, die da sind und einen willkommen heißen, einen auf dem Weg begleiten und unterstützen. Hier und da kann es auch sinnvoll sein, Events und Touren ohne Männer anzubieten, da es hier die Möglichkeit gibt, ohne Druck von außen und negativer Stimmung und Kommentaren von Männern Erfahrungen mit dem Motorrad zu sammeln und bleibende Erinnerungen zu schaffen.
Wie war dein erstes Mal auf einer XT oder SR? Erinnerst du dich noch an das Gefühl oder an typische „Anfängerfehler“?
Mein erstes Mal auf einer XT war auch ein erstes Mal Offroad. Auf Ninas XT beim schlammigen Haselrodeo 2023. Die habe ich, nach dem Abwürgen im Schlamm, dann natürlich erstmal nicht wieder angekickt bekommen. Später am Tag bin ich auf Markus XT dann erstmal ganz anfängermäßig am Deko-Hebel gescheitert und habe auch die Karre erstmal nicht wieder an bekommen, nachdem ich sie abgewürgt hatte.
Gibt es einen Moment auf dem Bike, den du nie vergessen wirst – so eine Szene, die sich richtig eingebrannt hat?
Oh, es gibt einiges, was sich eingebrannt hat. Negativ war mein erster Unfall, als ich mit frischem Führerschein gegen einen Baum gefahren bin, weil ich eine Kurve nicht gekriegt habe. Positiv eigentlich die ganze Tunesien-Rallye. Die Freunde, mit denen ich unterwegs war, die so herzallerliebst Rücksicht auf mich genommen haben, und das Gefühl, von Tag zu Tag besser und sicherer zu werden. Langsam der Sucht nach Reisen mit dem Motorrad zu verfallen.