Selbst und sicher
Eine Yamaha XT 500 ist schon lange Valeries Traummotorrad.
1978 war eine XT für rund 4.500 DM zu haben. 10 Monatsmieten.
Da gute, fahrbereite Exemplare heutzutage erst bei 4.500 EUR losgehen und aber locker auch mal 8.000 und mehr kosten, hat sich die junge Lenggrieserin für ein Projekt entschieden.
Alles zerlegen, untersuchen, erneuern oder restaurieren. Jedes Detail kennenlernen, verstehen und bewerten und wieder Schwung in die Sache bringen. So macht sich Valerie ihren Klassiker zum eigenen ersten Motorrad.
Wahrscheinlich wird die wunderschöne 78er XT noch vor dem Führerschein fertig, den Helm gibts schon länger im Regal.
Valerie ist eine Meisterin, wenn es um die Erzeugung der eigenen Vorfreude geht.
Handwerk? Easy.
Begabung? Reichlich.
Motivation? Endlos.
Den Patienten hat Valerie im Netz gefunden und im eigenen VW Golf 2 nach Hause gebracht. Das hat Stil und Nachhaltigkeit. Im Januar 2024 ging’s los. Mittlerweile findet man tolle Clips auf Instagram. Valerie kann auch Kamera und Schnitt. Kreativität hat sie studiert. Was soll da noch schiefgehen? Die XT wird in einer fast idealen Landschaft in die Freiheit entlassen werden. In Valeries Heimat gibt es die wichtigsten Dinge, wohin man schaut: Landschaft, Himmel, Kurven, Schotter, Almen, Ausblick und Einkehr.
Zum Niederknien!
Eine XT ist ein echtes Puzzle. Man müsste mal die Teile zählen. Es gibt so viel zu putzen, zu polieren, zu fetten und zu montieren. Der Motor ist einfach konstruiert und top dokumentiert. Und am Ende wird er laufen.
Yamahas charismatisches Workhorse zieht los und die Blicke auf sich.
Belohnt für die lange Restaurierungszeit.
Wie ist das denn alles so gekommen?
Wir haben unsere Kundin Valerie aus Lenggries auf Insta entdeckt. Ihre Clips sind fantastisch. Ihre XT wird wirklich wunderbar. Wir haben sie gleich mal mit unseren Fragen gelöchert.
Markus: Darf ich dein Alter verraten oder soll ich so etwas wie „Anfang 20“ schreiben?
Valerie: „Du darfst das Alter verraten. Ich bin 29. Du darfst aber auch Anfang 20 schreiben :D“
Ist die XT dein erstes Motorrad?
„Ja, aber ich träume schon lange davon, eins zu haben. Meinen Helm habe ich
schon seit 2 Jahren. Ich habe eigentlich für den Führerschein gespart und mir
dann doch erst mal das Motorrad gekauft. Ob ich jetzt zuerst den Führerschein
habe oder das Motorrad, ist ja egal.“
Ist es dein erstes Projekt?
„Mein erstes Motorradprojekt. Ich habe viele angefangene Projekte.
Hauptsächlich alte Möbel.
Aber es könnte sein, dass die XT mein erstes abgeschlossenes Projekt wird.
Noch nie hat mir ein Hobby so viel Spaß gemacht wie das Motorradschrauben.
Ich glaube, das ist mein Ding.“
Wieso kannst du das alles so gut?
„Ich schaue sehr viele YouTube Videos. Ohne Nils Homanns und Motoritz´ Motor-
überholungs-Tutorials hätte ich mich nie getraut, irgendwas am Motor zu machen. Ich arbeite auch seit vier Jahren bei einer Firma für Modellbau und Spezialeffekte für
den Film. Dort habe ich den Großteil meiner handwerklichen Fähigkeiten her.
Eigentlich bin ich Produktdesignerin.“
Hier wird an frischer Luft geschraubt. Die Terrasse ist „Where magic happens.“
Markus: Gab es einen Anschubser aus deiner Familie oder deinem Beruf oder deiner
Ausbildung für dein Projekt?
Valerie: „Mein Vater war auf einer Oldtimer Messe in Bologna und wollte da ein Auto kaufen. Er hat der Familie ein Foto vom Wagen geschickt. Daneben war eine XT zu
sehen – vom gleichen Verkäufer. Meine Mutter hat erzählt, dass sie als Studentin eine XT600 hatte, aber immer eine 500er wollte. Also hat sie meinem Papa aufgetragen, die XT auch zu kaufen. Die war mit 12.500 € aber zu teuer. Deswegen habe ich bei Kleinanzeigen nach einer günstigeren XT gesucht. Auch noch, nachdem meine Eltern das Thema schon wieder verworfen hatten. Dabei habe ich meine gefunden. Das war im Januar. Meine Mutter hat mittlerweile eine XT 250.“
„Ich habe sie zerlegt gekauft – schon wegen des Preises und weil ich sie nicht starten und probefahren wollte. Mein Weg erschien mir der einfachere zu sein :D“
Wie ist es, in einer – für uns Nordlichter – idealen Motorrad-Landschaft zu
leben – nimmst Du das noch wahr?
„Mir ist bewusst, dass es bei uns sehr schön ist. Aber da ich hier aufgewachsen bin, ist es auch irgendwie selbstverständlich.
Ich nehme es hauptsächlich wahr wegen der leider recht häufigen Motorradunfälle und der Anwohner, die sich über den Lärm durch die Knieschleifer beschweren. Das betrifft mich als zukünftige Enduro Fahrerin zum Glück aber nicht.“
Die Panorama-Aufnahme vom Sylvensteinsee ist von Daniel McCharen
Wie empfindest Du Deine Erfolgserlebnisse beim Schrauben?
„Es ist immer wieder schön, wenn was zusammenpasst und funktioniert.
Ich war sehr stolz, als der Motor im Rahmen war.
Mit meiner Schwester hatte ich ausgemacht, dass wir ihn zusammen reinheben, aber sie hat dann geschlafen als es soweit war. Alleine gings dann doch besser als gedacht, und jetzt bin ich froh, dass ich es geschafft habe.“
Gab es auch Rückschläge?
„Bis jetzt noch nicht wirklich.
Ich bin mir sicher, die richtigen Rückschläge kommen noch. Spätestens beim Starten. Ich habe Angst, dass am Ende einfach überhaupt nichts funktioniert und ich nicht weiß, was zu tun ist.“
Dann rufst Du uns gern in Hamburg an 🙂
Was hast du Dir vorgenommen, wenn die XT fertig ist? Wird es eine Reise
geben?
„Mein Traum ist es, zusammen mit meiner Zwillingsschwester eine mehrwöchige Tour zu starten. Wir lieben Campen. Vielleicht ist mir meine XT aber dann zu schade dafür. Da bräuchte ich fast noch eine Zweite. 🙂 Ich fände es cool, noch eine XT herzurichten, aber auf Fernreisen ausgelegt und vom Style her so Mad-Max-mäßig angehaucht.
Aber jetzt muss erst mal eine laufen.“
Bilder sind von Valerie
Schaut euch alle gerne mal die sehr sehenwerten Videos auf Valeries Insta-Channel an: saddletram.p
So geht das, Leute – Traut Euch – Rettet eine XT500 oder eine SR500.
Schnappt Euch einen Scheunenfund, ’ne Leiche aus dem Keller oder sonst eine vernachlässigte Schönheit der 70er und 80er Jahre.
Ruft uns an. Wir haben die Teile und helfen gern.