Portrait: Carsten Estermann

KEDO AUSSTELLUNG mit Carsten Estermann beim Hamburger MotoSocial Motorradtreffen am 27.8.2025 ab 18 Uhr im Oberhafen.

AUSSTELLUNG mit Carsten Estermann

KEDO AUSSTELLUNG mit Carsten Estermann beim Hamburger MotoSocial Motorradtreffen am 27.8.2025 ab 18 Uhr im Oberhafen.

Carsten Estermann

Engraved Art / Gravurkunst

Foto von @max.kruggel

Carsten, wie hat eigentlich alles bei dir angefangen – wie bist du auf die Idee gekommen, ausgerechnet Künstler zu werden? War das schon immer dein Ding – feine Handarbeit, klassische Techniken – oder bist du da eher zufällig reingerutscht?

In den 90er Jahren, während meiner Ausbildung zum Zahntechniker, lernte ich verschiedene neue Werkzeuge und Materialien kennen und probierte in meiner Freizeit viel aus, zum Beispiel Schmuck zu kreieren. Ich hatte das Gefühl, meine Kreativität nicht ausreichend auszuleben. Der Wunsch, mit Kunst an die Öffentlichkeit zu gehen, war immer irgendwie da. Also folgte ich meinem Herzen und versuchte herauszufinden, was ich mit meinen Fähigkeiten anfangen kann.
Eines Tages kam ich auf die Idee, den Rahmen meines Schwinn Cruiser Fahrrades mit den Werkzeugen und Kenntnissen der Zahntechnik zu gravieren. Es machte mir Spaß und klappte ganz gut. Jahrelang unbemerkt, begeisterte das Experiment schließlich einen Freund, der einen alten VW Käfer besaß. Spontan überließ er mir sein Fahrzeug mit dem Wunsch nach einer individuellen Gravur. Ich war überrascht, machte es aber wenige Tage später. Es war meine allererste Arbeit auf einem Fahrzeug. Nach weiteren Gravuren für mehrere Freunde wurde mir klar, dass dies eine wunderbare Möglichkeit war, meine in der Ausbildung erworbenen Fähigkeiten mit meiner Affinität zur Kunst zu verbinden.

Wann kam bei dir zum ersten Mal ein Motorradteil unter dein  Handwerkszeug?
Meine erste Auftragsgravur war 2012.

Was reizt dich besonders an den alten Bikes – ist es das Material, die Formen, die Geschichten? Gibt es da eine Marke oder ein Baujahr, das dein Herz höher schlagen lässt?

Ich mag generell die alten Vintage Dinge. Egal ob Möbel, frühes, klassisches Design oder Oldtimer. Sie haben einfach mehr Seele, Charakter und eine ganz eigene Faszination. Diese Leidenschaft verspüre ich einfach nicht bei modernen Fahrzeugen. Außerdem bilden meine Gravuren eine schönere Einheit mit bereits gelebten Objekten. Für mich sind Harley Davidson und Triumph die absoluten Favoriten.

Wie läuft das ab, wenn jemand mit einem Tank oder Seitendeckel zu dir kommt – eher mit klaren Vorstellungen oder „mach einfach mal, Carsten“?
Es kommt beides vor. Ich mag es, wenn die Kunden eine grobe Grundidee haben, nur als Anhaltspunkt für mein ganz eigenes, individuelles Design mit dem entsprechenden Freiraum. Wenn Auftraggeber gar nicht wissen, was sie wollen oder auch nicht wollen, finde ich das eher ungewöhnlich. Ganz freie Arbeiten, meist ohne konkreten Kundenauftrag, realisiere ich auch regelmäßig.
Was sind die schwierigsten Teile am Bike zu gravieren – Tank? Rahmen? Oder die winzigen Details?
Ein Tank gehört tatsächlich zu meinen Lieblingsteilen und ist eher unproblematisch. Es gibt vereinzelt sehr kleinteilige Motivwünsche auf zu engem Raum, die schwierig werden können, weil sie nicht gut wirken. Mit guter Beratung finde ich zusammen mit dem Kunden immer eine Lösung. Ansonsten heißt es für mich, bei jedem Teil das Beste geben, egal wie anspruchsvoll es sein mag.

Gabs schon mal ein Teil, das du am liebsten gegen die Wand geschmissen hättest?

Ganz klar ja, jedoch sehr selten. Meistens liegt es dann am Material. Es gibt unglaublich harte Aluminium-Legierungen, die mich ab und zu herausfordern. Ich habe bisher jedoch immer gegen das Material gewonnen.
Woher nimmst du deine Ideen – eher aus dem Kopf, aus der Geschichte oder von den Leuten, für die du arbeitest? Was inspiriert dich?

Wenn ich das Objekt und/oder das Bike sehe, kommen mir meist schnell die ersten Ideen. Ich möchte erreichen, dass meine Arbeit und das Objekt eine perfekte Einheit bilden und es den Anschein macht, als könnte die Gravur schon immer dagewesen sein.

Den größten Einfluss hat sicherlich die Tattoo-Szene auf mich, die ich in den 90ern mit meiner ersten eigenen Tätowierung kennengelernt habe. Auch Skateboarding hat einen großen Stellenwert, die Kustom Kulture, Typografie und andere Künstler aus den unterschiedlichsten Bereichen sind eine große Inspiration.

Welches Projekt ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Meine allererste Glasgravur auf einem 1947er Chevy Fleetline, dessen Besitzer mir dann einige Türen der Szene geöffnet hat, gehört definitiv dazu. Mein erster vollständig handgravierter Aluminium Chopper Tank für „Independent Choppers“ aus Düsseldorf ebenfalls. Es gibt auf jeden Fall noch weitere Objekte, an denen viel Herzblut hängt.

Arbeitest du regelmäßig mit Schraubern oder Customizern zusammen oder eher solo unterwegs?

In den letzten Jahren arbeite ich immer öfter mit namhaften Custombike-Buildern zusammen, jedoch ist jeder willkommen. Der Typ von nebenan kann genauso ein spannendes Projekt für mich haben.

Gibts ein Bike oder Teil, das du unbedingt mal gravieren willst – Traumprojekt quasi?

Ein komplettes Monocoque für ein klassisches Bike, am liebsten aus Aluminium, und mal etwas an einem alten Porsche aus den 70ern mit Patina. Das wäre wohl was.

Wie siehst du die Szene gerade – wächst da wieder das Interesse an Handarbeit und Individualität?

Innerhalb der Szene, in der ich mich größtenteils bewege, war das Interesse für Individualität meiner Meinung nach nie weg. Jeder will etwas anderes oder nicht? Allerdings hat natürlich nicht jeder das Verständnis für den künstlerischen Aspekt. Das ist aber auch okay so.

Wo siehst du dich und deine Kunst in fünf Jahren?

Mit einem spektakulären Projekt auf der „Mooneyes Hot Rod Custom Show“ in Yokohama. Mit größeren skulpturalen Kunstobjekten in entsprechenden Kunstgalerien und mehr Bezug zur Automotive Art und Design.

Nutzt du auch andere Techniken als die Gravur, zum Beispiel Pinsel, Ölfarben oder Ähnliches?

Ich nutze auch Linolschnitt und Linoldruck für selbstgedruckte Prints und Shirts. Als nächstes möchte ich schweißen lernen, um noch individuellere Kunstobjekte für zukünftige Ausstellungen zu kreieren.

Last but not least: Wo kann man deine Kunst als nächstes erleben?

Im Rahmen der MotoSocial x Kedo x Estermann Ausstellung in Hamburg im August.

Dann gibt es eine Ausstellung in der Arty Farty Gallery in Köln.

2026 bin ich auf der Kustom Kulture Show in Helsinki vertreten. 

Wir waren letztes Wochenende beim Scrambler Fever in polen und es war mal wieder richtig gut! 2 Tage durch die Wälder knattern mit ca. 70 anderen Enduro-verrückten. Durch die extreme Trockenheit, waren viele Waldwege eine einzige Sandhölle. Jeder hat darüber geflucht, viele sind gestürzt aber alle hatten danach ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Mehr zu diesem Event gibt es bald….

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